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Judas - Verräter oder Held
Ein Lehrstück über das Böse
Autor: Konrad Dietzfelbinger
1. Auflage 2007,
68 S.,
Broschur,
12,6 x 20,4 cm
ISBN 978-3-9807847-8-8
Über das Buch:
Die
Diskussion um die Gestalt des Judas ist erneut aufgeflammt, seit vor
einiger Zeit ein "Evangelium des Judas" aufgefunden wurde.
Immer
wieder ist auf unterschiedlichste Weise versucht worden, Gestalt und Tat
des Judas Ischarioth zu verstehen. Die Interpretationen reichen von
Judas als Verräter, der dem Bösen verfallen war, bis hin zum Helden und
Eingeweihten, der sogar Jesus an Opferbereitschaft noch übertraf. Sein
Wesen und seine Tat werfen die Frage nach dem Wesen und der Bedeutung
des Bösen in der Welt auf.
Der hier etwas erweitert abgedruckte
Vortrag, gehalten 2006 auf der Frankfurter Buchmesse, soll ein Beitrag
zur Beantwortung dieser Frage und zum besseren Verständnis des
Jesusschülers Judas sein. Denn das Judasprinzip wirkt zu allen Zeiten in
jedem Schüler auf dem spirituellen Weg und kann nur bewältigt werden,
wenn es klar durchschaut wird. Um dem Leser ein eigenes Urteil zu
ermöglichen, sind zuvor die Passagen der biblischen Evangelien, die sich
auf Judas beziehen, und nach dem Vortrag das "Evangelium des Judas" mit
abgedruckt, jene Texte, mit denen sich der Vortrag auseinandersetzt.
Zitate
S. 26f.
Wir
sind schon, nach den Tatsachen, mitten in der Frage nach den Motiven
des Judas. Die Evangelien geben eine sehr klare Antwort. Der Schüler auf
dem spirituellen Weg steht immer zwischen zwei Tendenzen: Er entwickelt
aus dem inneren Geistprinzip den spirituellen Menschen, der reine
Liebe, Hingabe und Güte ist. Andererseits muss er, damit das möglich
wird, sein irdisches Wesen, die Triebe zur Selbsterhaltung, Macht, Ruhm
und Reichtum, allmählich auflösen. Er muss alle Hoffnungen fahren
lassen, aus der irdischen Welt ein Paradies zu machen, in dem er selbst
vielleicht eine führende Rolle spielt.
In Judas gewann in einem
Krisispunkt seiner Entwicklung die eine Tendenz wieder die Oberhand über
die andere. Der Satan, Personifizierung des Willens zur Macht, fuhr in
ihn, als Judas von Jesus im Abendmahl besondere spirituelle Kräfte
erhalten hatte. Es war zugleich ein Augenblick, wo sich dieser Wille zur
Macht vom Tod bedroht fühlte. Ein solcher Krisispunkt kommt immer auf
dem spirituellen Weg: Der alte Wille zur Macht muss irgendwann ganz
abdanken, wenn der neue, spirituelle Mensch, entstehen soll.
Das
geht jedem Schüler so, nicht nur Judas. Alle Schüler - nicht jedoch im
Johannesevangelium - fragen Jesus, als er davon spricht, dass ein
Verräter unter ihnen ist: Herr, bin ich's? Sie wissen, dass sie nicht
für sich bürgen können, und dass in jedem von ihnen der Satan steckt. Er
entfaltet gerade, wenn die spirituelle Kraft am stärksten in ihnen
wirkt, die größte Macht und den größten Widerstand gegen seine
Entmachtung. Nur indem der Schüler diesen Satan deutlich erkennt und in
den spirituellen Kräften abweist, kann er ihn endgültig überwinden.